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AutorenbildKristina Arens

Mental Health Month – wie hilfreich ist die neue Suizidpräventionsstrategie?



Depressiver Mann sitzt auf Stuhl

Der Mai ist Mental Health Month. Die Zahl der in Deutschland jährlich begangenen Suizide liegt seit 2009 laut Bundesgesundheitsministerium bei zwischen 9.000 und 10.000. Bei mindestens der Hälfte lag eine psychische Erkrankung vor, darunter Depressionen, Psychosen, Suchterkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen; dreiviertel aller Suizide werden von Männern begangen. Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach hat jetzt eine neue Nationale Suizidpräventionsstrategie vorgestellt. „[…] Das Schicksal der Betroffenen, der Angehörigen und Hilfskräfte darf uns nicht egal sein. Wir müssen das gesellschaftliche Tabu von Tod und Suizid überwinden, psychische Erkrankungen von ihrem Stigma befreien und Hilfsangebote besser bündeln. Mit der Nationalen Suizidpräventionsstrategie und unseren Umsetzungsplänen wollen wir für zielgenauere Hilfen und Vorbeugung sorgen“, erklärt er.


Es soll künftig eine zentrale, bundesweite Koordinierungsstelle für Suizidprävention zum Einsatz kommen, die unter anderem eine Aufklärungskampagne umfassen und über eine Website informieren und Hilfsangebote bieten werde. Man will Schulungen für diejenigen entwickeln, die im Gesundheitswesen und in der Pflege arbeiten und ein telefonisches sowie ein Online-Beratungsangebot für Angehörige und Fachkräfte einrichten. Außerdem soll es in Zukunft verstärkt „methodenbegrenzende“ Maßnahmen geben, das bedeutet unter anderem, dass die Zugangsbeschränkung zu Mitteln und Orten für einen Suizidversuch, ausgebaut werden sollen. Darüber hinaus soll ein pseudonymisiertes Suizidregister eingerichtet werden.


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Psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen waren laut dem Statistischen Bundesamt im Jahr 2021 die häufigste Ursache für stationäre Krankenhausbehandlungen von Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 17 Jahren – in Zahlen waren dies 19% aller Behandlungen in dieser Altersgruppe. In Deutschland ist jährlich mehr als jeder vierte Mensch von einer psychischen Erkrankung betroffen. Auch dadurch wird deutlich, wie wichtig es ist, psychische Erkrankungen zu entstigmatisieren. Das trifft vor allem auch auf „neuere“ Diagnosen wie Burnout zu, die vom Umfeld oder auch dem*der Arbeitsgeber*in nicht immer ernst genommen werden.


Es gibt eine Zeichnung, bei der ein Mensch mit gebrochenem Bein im Bett liegend zu sehen ist und mit Blumen und Genesungswünschen überhäuft wird, während auf der nebenstehenden Zeichnung ein Mensch mit psychischer Erkrankung dargestellt wird, ohne dass sich jemand nach dem Gesundheitszustand erkundigt oder Besserungswünsche teilt. Psychische Krankheiten sind nicht immer sichtbar und auch die nach außen lebensfroheste Person kann beispielsweise an Depressionen leiden. Zudem gehen psychische Erkrankungen häufig mit körperlichen einher – was oft unterschätzt wird, von Migräne über Schlafstörungen bis hin zu Magen-Darm- und Herz-Kreislauf-Beschwerden. Auch muss eine psychische Krankheit nicht immer mit einem konkreten Vorfall, wie dem Verlust eines geliebten Menschen oder einem Trauma aus der Kindheit, einhergehen. Wie Depressionen sind laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch Suizide viel weniger Folge schwieriger Lebensumstände als oft angenommen wird. Sie seien eigenständige Erkrankungen, die bei entsprechender Veranlagung auch Menschen ohne äußere Belastungen treffen und dann zu einer Suizidgefährdung führen können. Ein Suizid darf nicht als „egoistisch“ betrachtet werden. Suizidalität ist laut WHO ein Symptom und Diagnosekriterium von zum Beispiel einer Depression.


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Mentale Gesundheit ist laut WHO „ein Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten kann“. Damit dieses Gefühl und diesen Zustand künftig wieder mehr Menschen haben können, muss sich viel ändern. Dazu kann man als Einzelne*r beitragen, indem man, wenn möglich, offen über psychische Krankheiten spricht, bezogen auf sich selbst und mit anderen. Wobei auch hier gilt: Es ist nicht egoistisch, sich als Angehöriger oder Freund*in von Betroffenen mal zurückzuziehen, es ist manchmal nötig!


Vor allem sollte es aber viel mehr, auch für Kassenpatient*innen verfügbare, Möglichkeiten für Therapien geben, ohne monatelange Wartezeiten auf einen Therapieplatz. Laut WHO steigt das Suizidrisiko außerdem mit dem Älterwerden deutlich an. Diese Generation müsste sicherlich noch einmal anders angesprochen und mit anderen bzw. ergänzenden Hilfsmaßnahmen unterstützt werden. Ob „methodenbegrenzende“ Maßnahmen ein sinnvoller Ansatz für Suizidprävention sind, sei mal in Frage gestellt…



Du brauchst Hilfe? Hier ein paar erste Anlaufstellen:


TelefonSeelsorge, 24 Stunden erreichbar: 0800 / 1110111


Die Arche: 089 / 334041


Deutsche Depressionshilfe: 0800 / 33 44 533





*Die Verfasserin dieses Artikels hat keinen medizinischen Background. Der Artikel beruht auf Zahlen und Informationen des Statistischen Bundesamts, des Bundesgesundheitsministeriums sowie eigenen Meinungen und Erfahrungen.






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