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  • AutorenbildBarbara Becker

Ein ewiger Kampf? Selbstwertgefühl und gesundes Körperbild in Zeiten von Social Media

Aktualisiert: 8. Dez. 2023


Auf dem Foto sitzen vier Frauen eng beieinander am Strand. Ihre Rücken sind zur Kamera gewandt, während sie den Blick auf das Meer richten. Vor ihnen erstreckt sich eine malerische Bucht mit kristallklarem Wasser. Auf der Wasseroberfläche sind ein Segelboot und ein Motorboot zu erkennen. Links und rechts der Bucht erheben sich felsige Küstenformationen. Die Szene vermittelt ein Gefühl von Ruhe und Freiheit an einem idyllischen Strand mit Blick auf das glitzernde Meer.

Ladies und Gentlemen, es ist mal wieder soweit. Sommerzeit ist Urlaubszeit - aktuell vielerorts wieder bzw. noch glücklicherweise ja möglich - also Badesachen einpacken und ab ans Meer. – Die Idee klingt zunächst ganz nett, allerdings gibt es hier ein, zwei, okay, vielleicht auch drei große ABER. Sie heißen Cellulite, Speckrollen und mangelndes Selbstvertrauen. Laut einer Studie trauen sich rund 30% der Menschen in Deutschland nicht, sich in Badebekleidung zu zeigen, oder fühlen sich dabei zumindest nicht wohl. Aber woher kommt das? Ich glaube, viele von euch kennen es. Wir öffnen die Instagram-App, häufig schon vor dem Frühstück, und irgendwie scheint die ganze Welt einen vermeintlich perfekten Body zu haben. Sich wie ein Walross fühlend, schließt man die App wieder und sagt sich: Das ist alles nur Fake. Mittagspause. Das Pausenbrot ist aufgegessen und die Zeit reicht noch für ein kurzes Social Media-Update. Während ich an meinem Schreibtisch sitze, scheint die ganze Welt an den verschiedensten Stränden ihre perfekten Bodys zu bräunen.

„Tief durchatmen. Das ist nur Fake. Das hat mit der Realität nichts zu tun“, sage ich zu mir selbst.

Zwei Stunden später, das gleiche Spiel. Es waren dieses Mal aber wirklich nur fünf, okay, zehn Minuten. Feierabend. Ein wirklich ganz kurzes Update, bevor ich nach Hause fahre. Nur dieses Mal habe ich den Kopf ziemlich voll, keine Nerven und auch keine Zeit „tief durchzuatmen“.

– Und da meldet es sich. Mein schlechtes Gewissen. „Wieso schaffst du das eigentlich nicht, wenn es doch die ganze Welt schafft?“

Auf den Weg nach Hause, fahre ich beim Supermarkt vorbei. Hungrig auf Pizza kaufe ich Salat. Kurz vor der Kasse, komme ich am Zeitschriftenstand vorbei. Eine Schlagzeile einer Beauty-Zeitschrift fällt mir direkt ins Auge. Das ist die Antwort auf mein Problem: „Diese 10 Lebensmittel solltest du nicht essen und deine Cellulite verschwindet.“ Super, die Zeitschrift muss ich haben! Zu Hause angekommen, mache ich mich gleich an den Artikel. Heruntergebrochen soll man im Prinzip nur Gemüse essen. Aber auf keinen Fall alle Gemüsesorten. Und das Ganze auch nur sechs Stunden am Tag. Außerdem gibt’s stilles Wasser. „Puh, das hört sich hart an, aber machbar!“ Motiviert, meinen neuen Diätplan durchzuziehen, schnappe ich mir meinen Hund und laufe eine Runde durch meinen Kiez. Der Artikel geht mir nicht aus dem Kopf. Ständig kreisen meine Gedanken ums nichts essen. Und wie toll mein Body dann aussehen wird. Schließlich fange ich an, mich auf andere Art schlecht zu fühlen, da ich die Phase des nichts Essens doch erfolgreich therapiert habe – und ich für kein Geld der Welt noch einmal eine so harte Zeit durchleben möchte. Mit ein wenig Abstand zu dem Artikel möchte ich euch klar machen, dass er nicht „Diese 10 Lebensmittel solltest du nicht essen und deine Cellulite verschwindet“ heißen sollte, sondern eher „Wie werde ich Magersüchtig in nur 10 Tagen?“ oder „Du möchtest auch unter Anorexie leiden? Ich habe hier eine Anleitung für dich.“ - Akzeptiert und verstanden. Der Artikel ist großer Schwachsinn und sogar sehr gefährlich! Ich versuche einen anderen Weg. Das muss doch der heilende sein! „Liebe dich selbst und umarme jede Stelle deines Körpers!“ Nachdem ich gefühlt 100 Stunden auf dem Meditationskissen gesessen und jedes Youtube-Video und jeden Artikel, den ich hierzu finden konnte, gelesen habe, kann ich mit voller Überzeugung sagen: Nein, ich liebe nicht jeden Zentimeter an meinen Körper. - Habe ich jetzt bei einem Thema gleich zwei Mal versagt? Es fühlt sich für mich so an, als würden alle Menschen dieser Welt entweder ihren Körper Cellulite-frei hungern oder selbigen kompromisslos lieben können.

Ich habe leider schon zu viel Zeit und Energie in dieses oberflächliche Thema gesteckt. Mittlerweile bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich meinen Körper akzeptiert habe. Es gibt schöne und noch schönere Seiten an mir. Was ich wirklich gut verinnerlicht habe, ist zu wissen, dass Cellulite definitiv kein Problem ist. Sie tut weder weh, noch beeinträchtigt sie mich oder meine Gesundheit in irgendeiner Art und Weise. Sie ist letztendlich ein „Problem“, welches uns eine kapitalorientierte Industrie vorlügt, damit wir ihre Cremes, Zeitschriften und sonstige irre Ideen kaufen. Ich glaube es ist okay, Tage zu haben, an denen man sich in der eigenen Haut wohlfühlt und solche zu haben, an denen man sich einfach nur verstecken möchte. Wichtig ist nur, dass man dabei nicht den Genuss, die Freude und das Lachen im Leben verliert!


Wie siehst du es? Hast du ein ein gutes Selbstwertgefühl und gesundes Körperbild in Zeiten von Social Media?


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