Erwachsen sein… was bedeutet das eigentlich? Der 18te Geburtstag ist ein Meilenstein, klar, aber wer ist dann schon wirklich erwachsen. In der neunten Klasse kamen einem die Zwölftklässler*innen total erwachsen vor – waren sie vermutlich nicht. Ist man erwachsen, wenn man eine*n festen Partner*in und Kinder hat, ein Haus, eine geregelte Karriere, einen bestimmten Betrag auf dem Sparkonto? Oder wenn man anfängt, sich mit Themen wie Rentenvorsorge auseinanderzusetzen?
In unserer Generation gibt es genug Leute, die einige der genannten „Meilensteine“ vielleicht gar nicht (mehr) erstrebenswert finden. Verschiedene Lebensmodelle, von denen es zum Glück immer mehr gibt, auch wenn längst nicht alle von der Gesellschaft gleichermaßen akzeptiert werden, bringen verschiedene Lebensziele mit sich. Eine typische Eltern-Aussage lautet
„Als ich in deinem Alter war, hatte ich schon…“.
Aber das, was für unsere Großeltern- oder Elterngeneration in einem bestimmten Alter bereits stattgefunden haben sollte, muss nicht auch für die nachfolgenden Generationen gelten.
Erwachsen sein könnte bedeuten, eigene Entscheidungen treffen zu können, unabhängig zu sein. Das war zum Beispiel unseren Großeltern oder auch Eltern aber nicht immer vergönnt. Vor allem im Job-Bereich wurde häufig erwartet, in die Fußstapfen der Eltern – oder eher des Vaters – zu treten. Erwachsen wurden diese Generationen trotzdem.
Man muss auch unterscheiden zwischen sich erwachsen und sich alt fühlen. Aussagen zu letzterem häufen sich gefühlt, wenn das Umfeld die 30 erreicht. Dabei ist das, vor allem bei nicht vorhandenem Kinderwunsch, auch nur eine Zahl und markiert vielleicht nicht einmal das Erreichen eines Drittels des eigenen Lebens.
Wenn man vom eigenen Freundeskreis spricht, wird auch in den 30ern oder 40ern gerne noch von „den Mädels“ oder „den Jungs“ gesprochen. Für manche stehen feucht-fröhliche Abende weiterhin so hoch im Kurs wie zu Jugendzeiten und einige freuen sich übers erste Siezen seitens eines Jugendlichen, andere hören lieber noch das „Du“.
Vielleicht hat ernst genommen werden etwas mit erwachsen sein zu tun. Aber sollte man nicht jeden Menschen, völlig unabhängig vom Alter, ernst nehmen? Auch wenn das in der Realität viel zu selten passiert. Erwachsen sein könnte bedeuten,
sich selbst treu zu sein.
Natürlich ist man (leider) nie ganz frei von gesellschaftlichen Erwartungen, aber das eigene Leben möglichst so zu leben, wie es für einen selbst funktioniert. Das passt auch, wenn die Fomo, „Fear of Missing Out“, zur Jomo, „Joy of Missing Out“, wird. Es ist vollkommen okay, Verabredungen auch mal abzusagen, weil man einfach lieber zuhause bleiben möchte. Ganz ohne konkreten Grund. Der next step ist es, das auch zu äußern und sich keine ausgedachten Entschuldigungen zu überlegen – wie es ein kürzlich gesehenes Meme einer verzweifelt aussehenden Person mit der Unterschrift „When I make excuses not to go out and they give me solutions“ zeigt. „Me-time“ ist mittlerweile ein Begriff, der von unserer und den folgenden Generationen ziemlich selbstverständlich genutzt wird. Eine durchaus positive Entwicklung.
Ich persönlich fühle mich meistens viel jünger als ich bin. Zwischendurch aber auch mal ziemlich erwachsen, und sei es nur bei Kleinigkeiten wie einer Runde auf dem Wochenmarkt, um ausnahmsweise mal frisches Obst und Gemüse zu kaufen. Abends werde ich dann wieder zur Teenagerin, wenn ich Freundinnen, die größtenteils mit Kind(ern) in Häusern leben, in meine winzige Wohnung in Berlin-Kreuzberg zum „Vortrinken“ einlade.
(Wann) Fühlt ihr euch erwachsen und was bedeutet das für euch?
Wenn Fomo zu Jomo wird - ab wann ist man erwachsen?
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