„All 'Bout the Money“ heißt ein Song aus dem Jahr 1998 der heute 55-jährigen, schwedischen Singer-Songwriterin Meja. Passend dazu gibt’s eine neue Studie des Unternehmens Intuit Credit Karma aus den USA, das eine Art „Obsession“ der Gen Y und Z von Reichtum herausgefunden haben will. Ein Grund:
„Money Dysmorphia“.
Laut der Studie und dem amerikanischen Magazin Newsweek gaben 44% der Gen Z und 46% der Gen Y – im Vergleich zu 27% des Gesamtdurchschnitts der Befragten – einen starken Fokus, eine
„Besessenheit“ vom Reichsein an.
Money Dysmorphia beschreibt das Gefühl der finanziellen Unsicherheit und die verzerrte Wahrnehmung bezogen auf die eigene finanzielle Situation, völlig unabhängig von der Realität auf dem Bankkonto. 43 bzw. 41% der Gen Z und Y nannten dieses Phänomen. Mehr als ein Drittel davon hatte über 10.000 Dollar (circa 9.215 Euro) angespart, mehr als ein Fünftel sogar 30.000 Dollar (rund 27.640 Euro), während die*der Durchschnittsamerikaner*in im Schnitt gerade einmal über angesparte 5.300 Dollar (etwa 4.880 Euro) verfügen soll.
Wie so oft im Leben liegt die Krux hier mal wieder im Vergleich mit anderen. Hat man im Familien- und Freund*innenkreis vielleicht zumindest ansatzweise ähnliche finanzielle Verhältnisse, weht spätestens beim Blick auf die Social Media-Feeds ein anderer Wind. Je nachdem, wem man folgt oder wer einem vorgeschlagen wird, sieht man Markenkleidung, Luxusurlaube, utopisch wirkende Häuser und Wohnungen oder Dinner in den schicksten Restaurants. Dabei wird dann vielleicht vergessen, dass all das gesponsert sein kann, zum Job der jeweiligen Person gehört oder die Prioritäten bei verschiedenen Menschen natürlich auch andere sein können als bei einem selbst. Während die*der eine beispielsweise vor allem in Reisen investiert, sind es bei der*dem nächsten regelmäßige Wellness-Treatments in der eigenen Stadt, die eventuell weniger spannend sind zu filmen als das kristallklare Meer auf den Malediven.
Laut Newsweek vergleichen sich viele Menschen sogar mit bekannten Schauspieler*innen oder Sänger*innen. Dass das Gros der „Normalos“ da finanziell nicht mithalten kann, dürfte eigentlich niemanden überraschen. Und trotzdem ist es nicht immer einfach, zu differenzieren – oder nicht trotzdem ein wenig neidisch zu sein. Mögliche Einschränkungen und Stressfaktoren von Personen des öffentlichen Lebens rücken da für den Moment in den Hintergrund.
Die Faszination, reich zu sein, mag für die Gen Z und die Millennials darin liegen, dass sich sogar ein Mittelschicht-Lifestyle teilweise unerreichbar anfühle, heißt es laut Newsweek. Wohnraum wird teurer, die Kosten für die Kinderbetreuung steigen und auch die fürs ganz alltägliche Leben. Kredite werden aufgenommen und wer Schulden hat, auch wenn selbige problemlos abbezahlbar sind, neigt vielleicht dazu, sich nicht in finanzieller Sicherheit zu wiegen – träumt aber gleichzeitig davon.
Leichter gesagt als getan, aber dennoch kann man es nicht häufig genug sagen bzw. schreiben: Statt sehnsuchtsvoll durch den Feed zu scrollen, den Fokus auf sich selbst richten! Sich die Frage stellen: Was kann ich ändern, anpassen, wo kann ich mich finanziell beraten lassen oder muss ich das vielleicht auch gar nicht, weil ich beim objektiven Betrachtungsversuch zufrieden bin mit dem eigenen (finanziellen) Leben?
Die Macht der Finanziellen Vergleiche: Zwischen Realität und Illusion
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